12. Juni 2025

In Arbitration we Trust: Neue ergänzende Schiedsordnung für Trust-, Nachlass- und Stiftungsstreitigkeiten (TEF Rules)

  • Artikel
  • Legal
  • Erbschaft / Nachfolge
  • Prozesse / Schiedsgerichte

Ab 1. Juli 2025 treten die neuen TEF Rules des Swiss Arbitration Centers in Kraft – ein praxisnaher Rahmen für Schiedsverfahren bei Streitigkeiten in Erbsachen, Stiftungen und Trusts.

  • Dr. Jonatan Baier

    Legal Counsel

  • Alexandra Geiger

    Legal Counsel

  • Nadira Zellweger-Ferhat

    Senior Legal Associate

Streitigkeiten in globalen Familien mit Vermögen und Stiftung- oder Truststrukturen auf der ganzen Welt bringen besondere Herausforderungen mit sich. Seit dem Jahr 2021 können deshalb gemäss Schweizer Schiedsrecht Schiedsklauseln in einseitigen Rechtsgeschäften wie in Trust- und Stiftungsurkunden sowie Testamenten vorgesehen werden. Sie sind grundsätzlich gültig, wenn der Sitz des Schiedsgerichts in der Schweiz ist.

Ein Schiedsverfahren in den Bereichen des Erbrechts sowie von Stiftungen und Trusts hat insbesondere die folgenden Vorteile:

  1. Die Parteien können die Zusammensetzung des Schiedsgerichts bestimmen und sicherstellen, dass fachkundige Experten im Private Clients Bereich als Richter entscheiden.
  2. Im Gegensatz zu staatlichen Verfahren bleibt das Schiedsverfahren vertraulich, was bei Familienangelegenheiten regelmässig besonders gewünscht ist.
  3. Die Verfahrensregeln sind flexibel und können individuell an die Bedürfnisse der Parteien angepasst werden, inklusive der Wahl der Verfahrenssprache.
  4. Es können sämtliche beteiligten Personen in das Verfahren einbezogen werden, was der Anerkennung und Vollstreckung von Schiedsentscheiden nach dem New Yorker Übereinkommen hilft.
  5. Schiedsverfahren werden in der Regel schneller als staatliche Gerichtsverfahren abgeschlossen.
  6. Die Anfechtungsmöglichkeiten gegen Schiedsentscheide sind stark eingeschränkt.

Ein Erblasser, Settlor oder Stiftungsgründer hat damit die Möglichkeit vorzusehen, dass Streitigkeiten in der Familie, mit einem Stiftungsrat, mit Trustees, Protectors oder Beneficiaries von Fachexperten in einem raschen und vertraulichen Schiedsverfahren beurteilt werden. Insbesondere wenn das Vermögen der Familie in verschiedenen Ländern liegt oder die Familienmitglieder in verschiedenen Ländern Wohnsitz haben, kann mit einem Schiedsverfahren verhindert werden, dass mehrere (parallele) Nachlassverfahren in verschiedenen Ländern, allenfalls sogar ohne Einbezug aller Beteiligten, geführt werden müssen.

Die neuen TEF Rules als Ergänzung der Swiss Rules of International Arbitration enthalten klare Leitlinien zu Themen wie Benachrichtigung, Informationsrechte und Vertretung der betroffenen Parteien, Zusammensetzung des Schiedsgerichts sowie zum anwendbaren materiellen Recht bei Nachlassangelegenheiten. Zusätzlich stehen Muster-Schiedsklauseln zur Verfügung, die in Testamenten, Erbverträgen, Trust-Urkunden und Stiftungsstatuten verwendet werden können.

Die TEF Rules werden zusammen mit einer erläuternden Anmerkung in den Sprachen Englisch, Deutsch, Französisch und Italienisch verfügbar gemacht. Derzeit steht die englisch Version unter folgenden Link zum Download bereit: New Supplemental Swiss Rules for Trust, Estate and Foundation Disputes (TEF Rules).

Damit wird das Schiedsverfahren auf die Bedürfnisse von Familien, Treuhänder und Begünstigte zugeschnitten, und zu einer vermehrten Nutzung der Schiedsgerichtsbarkeit in Trust-, Nachlass- und Stiftungsangelegenheiten beitragen. 

Das MME Private Client Team unterstützt Sie beratend in den Bereichen der (internationalen) Nachlassplanung, Stiftungen und Trusts. Zusammen mit dem MME Arbitration Team sind wir als erfahrene Prozessvertreter in Schiedsverfahren für Sie da. Wir bieten massgeschneiderte Lösungen und vertreten Ihre Interessen kompetent und effizient – für eine sichere und erfolgreiche (internationale) Nachlassplanung und Konfliktlösung.
Zurück