25. Juli 2019

Welchen Einfluss hat der Luftverkehr auf das Klima?

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Die Klimadebatte ist in der Schweiz eines der dominierenden Themen vor den eidgenössischen Wahlen im Herbst. Der Branche drohen stärkere Betriebseinschränkungen und eine CO2-Besteuerung der Flugtickets.

Grundsätzliches

Die Emissionen des weltweiten Luftverkehrs haben Auswirkungen auf das Klima, sowohl durch die Freisetzung des Treibhausgases CO2 aus fossilen Energiequellen, wie auch durch weitere Effekte (nicht CO2-Effekte).

Einfluss von CO2 aus fossilen Quellen

Bei jeder Verbrennung von fossilen Stoffen (z.B. Benzin, Diesel, Kerosin, Gas, Kohle) entstehen als Verbrennungsprodukte in erster Linie Kohlendioxid (CO2) und Wasserdampf. CO2 ist ungiftig und in dem Sinne kein Schadstoff. Es gehört aber zu den wichtigsten Treibhausgasen in der Atmosphäre und ist sehr wichtig für den Kohlenstoffkreislauf der Erde, welcher zwischen Luft, Land und Meeren stattfindet. In die Atmosphäre emittiertes CO2 hat eine sehr lange Lebensdauer, bis es gebunden wird (z.B. in einer Pflanze). Im Mittel rechnet man mit etwa 100 Jahren mittlerer Lebensdauer. Ein bedeutender Teil der Emissionen verweilt und wirkt in der Atmosphäre jedoch noch deutlich länger als Treibhausgas. Was heute an CO2 zusätzlich emittiert wird, reichert sich in der Atmosphäre an und entfaltet seine Wirkung auf sehr lange Zeit in der Zukunft, egal aus welcher Quelle es kommt. Dies ist ein wesentlicher und wichtiger Unterschied zu weiteren Einflüssen des Luftverkehrs auf das Klima.

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Weitere Effekte (nicht CO2-Effekte)

Zu den weiteren Effekten (nicht CO2-Effekte) gehören ausgestossene, nicht direkt klimawirksame Gase wie z.B. Stickoxide und Russpartikel, welche die Zusammensetzung der Atmosphäre und die Bewölkung beeinflussen. Eine Eigenheit der «nicht-CO2-Effekte» aus dem Luftverkehr ist, dass sich diese Effekte nicht wie die Emissionen eines Treibhausgases verhalten:

  • Sie können für die Temperatur auf der Erde sowohl erwärmend wie kühlend wirken.
  • Grundsätzlich gibt es keinen ausgeprägten «Anreicherungseffekt» der Treibhauswirkung auf lange Zeit wie beim CO2.
  • Die zusätzlichen Effekte sind jeweils kurzlebig (Minuten, Stunden, Tage) im Vergleich zum Treibhauseffekt der CO2-Emissionen.

Die Reduktion von CO2-Emissionen bringt klare und langzeitliche Vorteile, wogegen die Reduktion von «nicht-CO2-Effekten» hohe Unsicherheiten bezüglich Wirkung aufweist und sogar mehr CO2 generieren kann. Deshalb sollte sich beispielsweise die Kompensation von CO2 Emissionen nur auf die effektiven CO2-Emissionen beziehen.

Für die Abschätzung von Klimakosten durch den Luftverkehr hat das technische Umweltkomitee der internationalen Zivilluftfahrtorganisation ICAO, welches für die Ausarbeitung globaler Umweltstandards für Luftfahrzeuge zuständig ist sowie unter Berücksichtigung der hohen Unsicherheit und der mangelnden Vergleichbarkeit von Wolkeneffekten mit Treibhausgasen das 100 Jahre «Global Warming Potential» (GWP) mit einem Wert von 1.35 verwendet. Die Abschätzungen der zu erwartenden Temperaturänderungen aus den CO2- und «nicht-CO2-Effekten» geben Hinweise darauf, dass die CO2-Emissionen absolut dominieren und es richtig ist, auch in der Luftfahrt primär die effektiven CO2-Emissionen zu reduzieren, um den Temperaturanstieg auf der Erde einzudämmen.

Globale Einordnung des Luftverkehrs

Das Total der CO2-Emissionen aus dem weltweiten Luftverkehr hat gemäss International Energy Agency (IEA 2018) einen Anteil von 2 – 2,5% an den globalen durch Menschen verursachten fossilen CO2-Emissionen.

Einordnung des Schweizer Luftverkehrs

Die jährlichen CO2-Emissionen des Luftverkehrs innerhalb der Schweiz und für den internationalen Luftverkehr ab der Schweiz bis zu den Destinationen im Ausland gerechnet, belaufen sich auf 5.4 Mio. Tonnen CO2. Der Inlandanteil beträgt rund 0.1 Mio Tonnen CO2 (ohne Militäraviatik).

Da Kerosin heute praktisch vollständig aus fossilen Quellen gewonnen wird, können die CO2-Emissionen aus Luftfahrtaktivitäten direkt ins Verhältnis zu den CO2-Emissionen aus anderen fossil betriebenen Vorgängen gesetzt werden. Kerosin wird auf Grund seiner Eigenschaften für die Flugsicherheit und wegen des sehr hohen Energieinhalts pro kg wohl auf lange Sicht die massgebende Energiequelle für den Flugbetrieb bleiben. Es werden deshalb grosse Anstrengungen unternommen, den Kohlenstoff bei der Herstellung des Treibstoffs entweder direkt oder indirekt aus der Atmosphäre zu entziehen und die Herstellungsenergie aus erneuerbaren Energiequellen zu decken (CO2-Neutralität) oder an anderer Stelle fossiles CO2 einzusparen (CO2-Kompensation).

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