25. November 2025

Klimabezogene Finanzrisiken werden auch zum Greenwashing-Risiko

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Der FINMA-Risikomonitor 2025 vom 17. November 2025 zeigt auf, dass Greenwashing bereits ein Risiko für Banken und Versicherer ist und künftig noch ein höheres Risiko wird.

  • Adrian Peyer

    Legal Partner

Die Klimarisiken im Schweizer Finanzsystem sind längst kein abstraktes Zukunftsthema mehr. Der Bericht über die klimabezogenen Finanzrisiken im Anhang des FINMA-Risikomonitors 2025 zeigt eindrücklich, wie stark physische und Transitionsrisiken inzwischen auf Bilanzen, Kreditportfolios und das Underwriting wirken – und warum Greenwashing-Vorwürfe zu einem zentralen Aufsichts- und Geschäftsrisiko werden.

Klimarisiken schlagen direkt auf das Geschäftsmodell durch

Banken und Versicherer sind in vielfältiger Weise von Klimarisiken betroffen – über Kredite, Kapitalanlagen, Hypotheken, Versicherungsdeckungen und Lieferketten. Über 30 % der Unternehmenskredite und -anleihen der Banken entfallen auf „klimapolitisch relevante Sektoren“ wie Immobilien, Energie, Transport oder fossile Industrie. Bei Versicherern liegt der entsprechende Anteil bei rund 9 % ihrer investierten Vermögenswerte.

Diese Exponierung trifft auf eine Risikolage, die nach Einschätzung der Institute in den kommenden Jahren deutlich zunimmt – sowohl bei Transitionsrisiken (politische Eingriffe, technologische Umbrüche) wie auch bei physischen Risiken.

Der wahre Brandherd: Reputations- und Rechtsrisiken durch Greenwashing

Besonders alarmierend: Die FINMA zeigt im Bericht klar auf, wie stark Greenwashing-Risiken bereits heute die Finanzstabilität und das Vertrauen der Kund:innen beeinflussen.

Bei Banken geben 75 % an, bereits heute Rechts- und Reputationsrisiken aus Greenwashing-Vorwürfen zu haben oder diese zu erwarten; bei Versicherern sind es 61%.

Greenwashing wird damit nicht mehr als PR-Problem gesehen, sondern als aufsichtskritisches, haftungs- und reputationsrelevantes Risiko – vergleichbar mit Geldwäscherei- oder Sanktionsverstössen.

Warum Greenwashing-Risiken so schnell eskalieren

Der Bericht macht sichtbar: Viele Institute haben Klimaziele und Exclusions-Policies öffentlich kommuniziert – doch intern fehlt häufig die messbare Umsetzung.

Beispiele aus dem FINMA-Anhang:

  • Nur 38 % der Banken haben klimabezogene Ziele für das Vermögensverwaltungsgeschäft definiert.
  • Gewisse Versicherer haben Klimaziele, aber keine Zeitplanung für deren Erreichung.
  • Institute setzen zwar Expositionsgrenzen, messen die tatsächliche Emissionsintensität der Portfolios jedoch nur teilweise.

Kurz: Kommunizierte Ambition und reale Umsetzung laufen auseinander – ein perfekter Nährboden für Greenwashing-Vorwürfe.

Was die FINMA erwartet: Die Zeit der „freiwilligen Versprechen“ ist vorbei

Mit dem Rundschreiben 2026/1 „Naturbezogene Finanzrisiken“ konkretisiert die FINMA die Anforderungen an Governance, Risikomessung, Szenarioanalysen, Offenlegung und interne Verankerung klimabezogener Finanzrisiken – mit gestaffeltem Inkrafttreten ab dem 1. Januar 2026.

Bereiche im Fokus der Aufsicht:

  • Systematische Risikobeurteilung (nicht nur qualitative Narrative)
  • Quantitative Klimaziele und Fortschrittstracking
  • Szenarioanalysen & Datenqualität
  • Kohärenz zwischen Marketing-Claims und Risikopositionen
  • Beweisbare Berücksichtigung von Klimarisiken in Kreditvergabe und Underwriting

Die FINMA hat bereits bei sieben Instituten spezifische Erwartungen ausgesprochen – unter anderem wegen mangelnder systematischer Behandlung physischer Risiken oder fehlender quantitativer Ziele.

Was Institute jetzt tun müssen, um Greenwashing-Risiken zu vermeiden

Fünf konkrete Handlungsempfehlungen aus regulatorischer und Governance-Sicht

Priorität | Massnahme | Zielwirkung

  1. Kohärenz zwischen Marketing & Risikopositionen herstellen | Vermeidet Greenwashing-Vorwürfe
  2. Quantitative Klimaziele & messbare KPI-Roadmaps definieren | FINMA-Erwartung erfüllen
  3. Szenarioanalysen und Exposure-Screening regelmässig durchführen | Übergang zu evidenzbasiertem Risikomanagement
  4. Klimarisiken in Kredit- & Underwriting-Policies formal integrieren | Haftungs- und Reputationsschutz
  5. Board- und Management-Incentives an Klimaziele koppeln | „Tone from the top“ sichtbar machen

Fazit

Klimarisiken sind messbar. Greenwashing ist vermeidbar.

Der FINMA-Bericht zeigt: Die Reputation des Schweizer Finanzplatzes wird nicht daran hängen, ob Banken und Versicherer klimabezogene Risiken haben – sondern wie transparent, konsistent und glaubwürdig sie damit umgehen.

Gerne stehen wir Ihnen mit unserem ESG-Team im Bereich Vermeidung von Greenwashing zur Verfügung.

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