26. Juni 2020

Registrierung von generic Top Level Domains

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Die ICANN ermöglicht die Registrierung marken- oder unternehmensspezifischer generic Top Level Domains ("gTLD") zur Förderung der Corporate Identity im Online-Bereich. Der hierfür zu bewältigende Registrierungsprozess sollte nicht unterschätzt werden und wird in diesem Magazinbeitrag genauer erläutert.

Als die ICANN (Internet Corporation for Assigned Names and Numbers) im Jahre 2012 das erste Bewerbungsfenster zur Registrierung neuer sogenannter generic Top Level Domains («gTLD») öffnete, herrschte reges Interesse: Knapp 2000 Bewerbungen gingen innert kürzester Zeit ein. Bis heute haben 1238 Bewerbungen den Registrierungsprozess erfolgreich abgeschlossen. Einige Bewerbungen sind noch hängig. Auch Schweizer Unternehmen haben gTLDs erhalten: zum Beispiel ABB («.abb»), Piaget («.piaget»), Swatch Group («.swatch»), Pictet & Cie Group («.pictet»), UBS («.ubs»).

Anmeldungen und Registrierungen können nur in einem Bewerbungsfenster erfolgen. Die ICANN bereitet sich zur Zeit intensiv auf die Öffnung der nächsten Registrierungsphase vor.

Dass ein neue Bewerbungsfenster aufgeht (frühestens im 2021), gilt als gewiss. Was die Änderungen zum Bewerbungsverfahren 2012 sind, darüber hat die ICANN noch keine konkreten Angaben veröffentlicht. Es ist davon auszugehen, dass der Registrierungsprozess in den Grundzügen gleichbleiben wird. Wir rechnen mit Anpassungen und Optimierungen, insbesondere bezüglich des Kostenregimes.

Dieser Beitrag gibt eine Übersicht und zeigt auf, was Interessenten bereits zum jetzigen Zeitpunkt im Hinblick auf eine Application vorbereiten können. Wer eine eigene gTLD plant, sollte am Stichtag gerüstet sein, um zeitnah die «markeneigenen» Top Level Domain anzumelden. First come, first served.

 

Begriffe und Geschichte

Bei der Top Level Domain (TLD) handelt sich um den letzten Abschnitt einer Internetdomain, welcher nach dem letzten Punkt und vor dem ersten Schrägstrich steht (Beispiel: bei «www.next100.bmw stellt «.bmw» die TLD dar). Die TLD ist die höchste Ebene der Namensauflösung im Rahmen der Referenzierung und Zuordnung einer einmaligen Internet-Adresse zu einer eindeutigen IP-Adresse. Es wird zwischen generischen TLD (gTLD), länderspezifischen TLD («ccTLD», bspw. «.ch») und gesponserten TLD («sTLD», bspw. «.museum») unterschieden.

In den Jahren vor Lancierung des «New gTLD Programmes» hatte die Auswahl an kurzen, einprägsamen Top Level Domains stark abgenommen. ICANN sah sich deshalb veranlasst, mit der gTLD individuelle, markenspezifische und generische TLDs zuzulassen und das Domain Name System auszubauen. Die Massnahmen erfolgten nicht zuletzt zur Förderung von Wettbewerb und Innovationen. Diese Öffnung wurde positiv aufgenommen und leitete eine neue Ära der Domainnamensgebung ein.

Mit dem Bewerbungsfenster 2012 wurde es Konzernen und Unternehmen ermöglicht, markenspezifische Top Level Domains zu registrieren. Zu den bekanntesten Beispielen gehören beispielsweise «.google», «.bmw» oder «.microsoft».

 

Registry Operator: Mit dem Betrieb von gTLD einhergehende Verpflichtungen

Eine gTLD kann nicht bloss reserviert werden. Wer eine gTLD registriert, verpflichtet sich als Registry Operator die technische und operative Verantwortung für einen Teil der Internet-Infrastruktur zu übernehmen. Dies Pflicht gilt für einen vorab definierten Zeitraum (2012 waren es mindestens 10 Jahre). Der Registry Operator nimmt sämtliche mit der Registry (eine sämtliche unter einer gTLD registrierten Second Level Domains umfassende Datenbank) einhergehenden Dienste wahr. Der technische Betrieb kann outgesourcet werden.

 

Offen und geschlossene gTLD

Eine TLD kann grundsätzlich (bspw. als gesponserte TLD) offen und damit für den allgemeinen Markt zugänglich ausgestaltet werden, so dass bspw. verschiedene Mitglieder einer gemeinsamen Branche ihre individuelle Second Level Domain unter einer «gemeinsamen» TLD registrieren können (Beispiel: «.aero» für Mitglieder der Aviatik-Industrie). In den überwiegenden Fällen verfolgen die Bewerber die Strategie einer «geschlossenen gTLD» und beabsichtigen nur Markennahe Second Level Domains zu registrieren. Der Registrar kann selbst festlegen, nach welchem Prinzip Second Level Domains seiner gTLD vergeben will.

 

Trademark Clearinghouse

Bei der Anmeldung können beim Trademark Clearinghouse Markenrechte registriert und Verletzungen derselben in der Sphäre der Domain-Namen vereinfacht geahndet werden.

 

Motivation zur Registrierung

Eine eigene gTLD kann ein wichtiger Baustein in der eigenen Corporate Identity und Digitalisierungsstrategie sein.

Dem Registry Operator kommt hinsichtlich der über die TLD publizierten Informationen und registrierten Second Level Domains ein hohes Mass an Kontrolle zu. Der Betreiber kann so die Sicherheit erhöhen und die Cyber Risiken minimieren. 

Für den Endnutzer schafft die gTLD Transparenz und Vertrauen. Der Endnutzer kann auf die Herkunft der über die gTLD abgerufenen Informationen vertrauen.

Auch Markenrechtsverletzung (insbesondere Domaingrabbing) im Internet lassen sich durch eine entsprechend angepasste Struktur erheblich minimieren.

Neben diesen Sicherheits- und Gestaltungsaspekten gilt es auch den Innovationsfaktor als entscheidenden Beweggrund hervorzuheben: Inhabern von auf den eigenen Markennamen lautenden TLDs wird innerhalb der Internetgemeinschaft und von Seiten der User eine Vorreiterrollen bei Unternehmens-Webauftritte zugesprochen, während gleichzeitig die Brand Awareness in erheblichem Masse ausgebaut werden kann.

 

Aktiver Einfluss auf Dauer des Registrierungsprozesseses

Der Ablauf des Registrierungsverfahrens erfolgt unter Beteiligung der Internet-Community sowie weiterer Stakeholder mit berechtigten Interessen. Die tatsächliche Dauer des Registrierungsverfahrens ist von verschiedenen Faktoren abhängig. Während bei einer «reibungslosen» Registrierung mit einem Zeitaufwand von ungefähr neun Monaten ab Einreichung des Gesuchs zu rechnen ist, kann sich dieser im Falle von zeit-(und kosten-) intensiven Kommentierungs- und Einspracheprozessen (Commenting und Objection Filing),oder aber bei zusätzlichem Prüfungsbedarf (sog. Extended Evaluation) materieller Aspekte verdoppeln.

Bereits die ersten Prüfphasen - der Administrative Completeness Check sowie die Initial Evaluation – stellen nicht zu unterschätzende Hürden dar. Durch die Ausarbeitung eines vollständigen und gut strukturierten Bewerbungsdossiers – bedeutsam sind neben der Identität des Betreibers auch Finanzierungsaspekte, sowie die technische Umsetzung und markenschutzrechtliche Überlegungen – kann der Bewerber antizipierend und proaktiv auf die Verfahrensdauer Einfluss nehmen.

 

Kosten

Die Gesamtkosten für im Rahmen der Anmeldung einer gTLD setzen sich aus verschiedenen Positionen zusammen: Die ICANN stellte 2012 für die Registrierung eine Bewerbungsgebühr von USD 180'000 in Rechnung. Dazu kommt eine Jahresgebühr von USD 25'000. Die Anmeldung ist sehr aufwändig: Es gilt die verlangte umfangreiche Dokumentation über den Bewerber und die technische Umsetzung zusammenzustellen und einzureichen. Kostenintensiv kann die Bereinigung von Einsprachen und die Dispute Resolution sein. Letztlich muss die technische Umsetzung des Betriebs der gTLD (bspw. Out-sourcing-Vertrag mit technischem Partner) und die organisatorische Verwaltung finanziert werden.

 

Startklar mit MME

MME verfügt über langjährige Erfahrung in den Bereichen IT/IP und Cyber Risk und war Sieger des Bilanz-Rankings im Technologierecht im Jahr 2019. Zudem ist MME als einzige Schweizer Anwaltskanzlei Mitglied der World IT Lawyers und verfügt entsprechend über ein internationales Spezialisten-Netzwerk in diesem Fachgebiet. Gerne prüfen wir gemeinsam mit Ihnen die Machbarkeit einer «gTLD»-Registrierung bei der ICANN, unterstützen Sie bei der Vorbereitung der hierfür notwendigen Dokumentation und machen Sie startklar für eine reibungslose Bewerbung bei Öffnung des nächsten Bewerbungsfensters.

Bei Fragen rund um das Thema Domain-Registrierung, sowie generell zum Bereich Digital Economy steht Ihnen unser Team jederzeit zur Verfügung.